Dr. Gero Hocker

FDP ermöglicht mehr Getreideproduktion

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert fast ein halbes Jahr an, und ein Ende der Kampfhandlungen ist trotz diplomatischer Bemühungen nicht in Sicht. Putin nutzt ohne Rücksicht auf Verluste jede nur erdenkliche Möglichkeit, um seine eigene Position im selbstbegonnenen Machtpoker zu verbessern und setzt dabei bewusst auch Hunger als politische Waffe ein.

 

Die Ukraine mit ihren fruchtbaren Schwarzerde-Böden liegt an Platz fünf der weltweit größten Weizenexporteure, mit besonders intensiven Handelsbeziehungen mit Ländern in Regionen mit besonderem sozialen und politischen Sprengstoff wie dem Nahen Osten und Afrika. Die katastrophalen Folgen des russischen Angriffskriegs und der ausbleibenden Getreidelieferungen treten besonders hier jeden Tag stärker zum Vorschein.

 

Nach der monatelangen Blockade der ukrainischen Häfen stellt die kürzlich errungene Vereinbarung zur Ausfuhr von Getreide aus dem Kriegsgebiet über das Schwarze Meer immerhin einen Lichtblick dar, wenngleich dieser Erfolg jeden Tag wieder in Frage gestellt werden könnte.

 

Vor diesem Hintergrund war und ist es richtig, dass sich die FDP-Bundestagsfraktion in den vergangenen Monaten beim Bundeslandwirtschaftsminister mit Nachdruck dafür eingesetzt hat, die verpflichtende 4% Flächenstilllegung als auch die Fruchtfolgeregeln im kommenden Jahr auszusetzen. In beiden Fällen die von der EU geschaffenen Spielräume nicht zu nutzen und stattdessen einen weiteren nationalen Alleingang zu beschreiten und wertvolle, landwirtschaftlich hochwertige Flächen nicht für die Lebensmittelproduktion zu nutzen sondern sie schlichtweg brach liegen zu lassen, wäre angesichts der dramatischen Lage fahrlässig gewesen. Dass sich unsere Argumente haben durchsetzen lassen, ist zwar ein politischer Erfolg - noch erfreulicher ist allerdings, dass allein durch die wegfallende Flächenstilllegung bis zu einer Millionen Tonnen Getreide zusätzlich produziert werden können und Deutschland seinen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten kann.

 

Sich unabhängig von autokratischen Staaten zu machen und eigene Ressourcen effizient und nachhaltig zu nutzen, sollte massgeblich auch für künftige Entscheidungen in der Landwirtschaftspolitik sein. Deshalb dürfen wir uns mit dem jetzt erreichten Fortschritt nicht zufriedengeben, sondern müssen das Potential unserer heimischen Landwirtschaft auch weiterhin heben. Ob dazu beispielsweise die einjährige Aussetzung der Flächenstilllegung verstetigt werden sollte, wird in der Koalition diskutiert werden müssen. Völlig außer Frage steht für mich jedoch, dass wir bereits zum gesellschaftlichen Nutzen eingesetzte Innovationen auch landwirtschaftlicher Produktion zugänglich machen müssen.  

Neue Züchtungstechnologien und eine konsequente Digitalisierung der Landwirtschaft sind deshalb nur zwei Beispiele, bei denen wir weiterhin für nachhaltige Effizienz und Fortschritt kämpfen werden.